Rettung aus dem Kriechtunnel der Kapuzinerplanken

Das Technische Hilfswerk (THW) präsentierte gestern seine Arbeit und seine Fahrzeuge auf den Kapuzinerplanken – trotz großer Anspannung wegen vieler Flüchtlingseinsätze.

Gruppenbild am Radlader

"Gummibärchen retten" - bei den Kindern ist das der Renner. Sie gehen gerne auf die Knie, in den schmalen Kriechgang, den die THW-Mitglieder da aus Bauzäunen, Tischen von Biertischgarnituren und Decken auf dem Pflaster gebaut haben. Wer hindurch krabbelt, findet am Ende den gelben Hebel einer Hydropresse, und wer ihn drückt, dem gibt eine sich hebende Kiste ein kleines Tütchen Gummibärchen frei. Danach sieht man viele strahlende Kindergesichter . . .

Mit Sicherungsgurt versehen, tasten sich zwei Helfer durch den Kriechtunnel - per Halteseil von Kameraden gesichert. Als sie auf eine Person - in diesem Fall eine Puppe - stoßen, melden sie per Funk "Person bewusstlos, aber atmet noch". Sofort bringen sie die Puppe, trotz aller Enge, in die stabile Seitenlage. Schnell wird die Bergungsschleppe - eine Art Mulde aus Metall - per Seil herangezogen, der Person untergeschoben, diese darauf festgeschnallt und dann auf Kommando "1, 2, 3, los" aus dem Kriechgang gezogen. "Die üben nur", muss da ein Vater seine Tochter beruhigen, die doch ein bisschen erschreckt, als die Männer und Frauen in der blauen Dienstkleidung mit dem gelben Helm aus dem Kriechgang schlüpfen.

Aber vom Luftballon bis zu Playmobil-Figuren in THW-Kleidung gibt es ja auch viel, was Kindern Spaß macht. Schließlich hat die Galeria Kaufhof N 7 diesen THW-Aktionstag unter dem Slogan "Spielend helfen lernen" initiiert, weil das Kaufhaus exklusiv eine Playmobil-Serie mit THW-Fahrzeugen und Helfern verkauft, die den zivilen Bevölkerungsschutz in die Kinderzimmer bringt. Vom Verkauf kleiner Playmobil-Schlüsselanhänger profitiert auch die THW-Stiftung. Dudziak findet das gut, weil ihr gerade jede Hilfe, jeder Nachwuchs recht ist. "Wir hatten hier schon intensive Gespräche, und es hat sich auch heute schon jemand interessiert, der Mitglied werden möchte - mal sehen, ob er wirklich kommt", so Dudziak.

Verstärkung braucht die Ortsbeauftragte, ist das THW doch derzeit so stark gefordert wie nie. Sind sonst 1000 bis 2000 Einsatzstunden pro Jahr für den Ortsverband Mannheim die Regel, fielen durch die Flüchtlingshilfe allein in den drei Wochen seit Mitte September bereits über 1200 an. Gerade erst am Freitagabend waren THW-Mitglieder kurzfristig auf das Gelände der Spinelli-Kaserne in Feudenheim gerufen worden, um dort Hochregallager abzutransportieren und so Platz zur Unterbringung von Flüchtlingen zu schaffen. Und das nun auf den Kapuzinerplanken ausgestellte Notstromaggregat mit dem großen Scheinwerfer stand auch bis vor ein paar Tagen in einer Flüchtlingsunterkunft.

Aber nicht nur für Flüchtlingshilfe ist das THW bekannt. Die Fachgruppen Beleuchtung, Räumen und beide Bergungsgruppen zeigen auf den Kapuzinerplanken ihr Gerät - vom Radlader über den Gerätewagen bis zur Rettungsschere.

Und Hochwassereinsätze, die es ja auch oft gibt, werden mit einer kleinen, aber beeindruckenden Demonstration verdeutlicht. Während Helfer Jannis Schmitt eine Zwei-Liter-Flasche Cola leert, versenkt Fabian Ajruli von der THW-Jugend eine Tauchpumpe in einer voll gefüllten Badewanne - und hat die mindestens so schnell leer, wie das Ausschütten der Colaflasche dauert.

Das Technische Hilfswerk (THW) präsentierte gestern seine Arbeit und seine Fahrzeuge auf den Kapuzinerplanken - trotz großer Anspannung wegen vieler Flüchtlingseinsätze. (pwr)

Sonntag, 11.10.2015, Peter Ragge

Stephan


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