Teddys trocknen Tränen

THW Mannheim unterstützt die Aktion "Wir wollen helfen"

Beim Ausladen der Geschenke aus dem MLW 4

Die zarten, kleinen Fingerchen bewegen sich nur sehr sachte, ganz vorsichtig. Dabei ist dieses Fell so kuschelweich, so flauschig. Aber das fünfjährige Mädchen traut sich gar nicht, diesen weißen Teddy anzufassen - trotz Aufmunterung, ja Aufforderung. Die Oma erklärt dann, dass das Kind es wohl gar nicht fassen kann, dass dieses Stofftier jetzt ihm gehören soll. "Sie kennt es nicht, letztes Jahr gab es für sie kein Weihnachten", sagt die Frau dann traurig.

Es ist der Vormittag, an dem die "MM"-Aktion "Wir wollen helfen" den Weihnachtsmann spielt. Da erlebt man viele solcher dankbaren, anrührenden, auch nachdenklich machenden Momente.

Zwar greift der "MM"-Hilfsverein das ganze Jahr über Menschen bei besonderen Notlagen unter die Arme. Doch an Weihnachten engagieren wir uns besonders. Zumindest für viele Kinder gäbe es gar keine Bescherung, würde nicht die Aktion "Wir wollen helfen" aus Spendenmitteln Geschenke packen für jene (meist nur Teil-) Familien, die sonst nichts hätten, was sie unter den (meist gar nicht vorhandenen) Weihnachtsbaum legen können.

Es sind Teddys, Modellautos, Spiele, Legosteine, kleine, süße Kätzchen aus Plüsch, flauschige Biber, Eulen und Seehunde mit treuen Augen, niedliche Puppen, Stoffhunde mit herrlich weichen Schlappohren - alles gut geeignet, an trostlosen Tagen Tränen der Einsamkeit und Armut trocknen zu können, über Schläge, Gewalt und zerrissene Familien hinwegzukommen.

Spielzeug und Lebensmittel

Das Team der Galeria Kaufhof N 7 stellt das Spielzeug zusammen. Zum Transport rückt das Technische Hilfswerk (THW) an. THW-Ortsbeauftragte Nicole Dudziak und Matthias Kerkmann schleppen mit dem "MM"-Team die Präsente, die in unserem Büro in P 3 abgeholt werden.

Da fließen Tränen, da wird auch gelacht. Manchem ist es peinlich, die Geschenke zu holen. Man sieht in feuchte, glasig werdende Augen, hört nur wenige, gepresst klingende Worte. "Das kommt wie gerufen!", dankt etwa eine Mutter. "Wir hatten im Leben nie Glück, dann kam Pech dazu. Nur durch Sie können wir Weihnachten feiern", so eine andere Frau ganz gerührt. "Oh, vielen Dank!" oder "sehr toll, super, danke" sagen viele, wenn man die Geschenketasche übergibt. "Ohne sie wäre es eng an Weihnachten, vom Papa kommt nichts", so eine alleinerziehende Mutter von drei Kindern. "Für die Kinder ist Weihnachten ein Muss, alle im Kindergarten bekommen etwas, da kann ich doch nicht sagen: Ich habe aber kein Geld dafür!", seufzt eine Frau.

Manchmal sind ganz kleine Kinder sogar dabei, wenn die Geschenke geholt werden. "Wir bringen das jetzt dem Weihnachtsmann, der bringt es uns am 24. Dezember", murmelte eine Mutter uns augenzwinkernd zu. Ein Kind wollte unbedingt gleich ein Dankeschönbild malen, konnte sich gar nicht mehr loseisen - und eine Mutter fiel voller Dankbarkeit, voller Erleichterung unserer Mitarbeiterin Ingeborg Seibel einfach um den Hals.

Solche tiefe Dankbarkeit erlebt ebenso Swend Novotny. Er stellt die Lebensmittelpakete mit ein paar Leckereien zu, die der Kaufhof am Paradeplatz für den "MM"-Hilfsverein zusammenstellt. Teils verschicken wir auch Gutscheine, die der Marktkauf im Wohlgelegen eigens für den "MM"-Hilfsverein ausstellt. "Es sind alles ältere, gebrechliche Leute, die nicht mehr laufen können, die krank sind. Die freuen sich riesig, sind echt froh", erlebt Novotny. Oft seien die Begegnungen sehr emotional. "Die Leute sind einsam, wollen reden, aber wir müssen ja weiter", erzählt Novotny. Man erlebe "richtig schlimme Armut, ganz heftig und deprimierend, wo wir da hinkommen - aber wir werden sehr sehnsüchtig erwartet", schildert er.

© Mannheimer Morgen, Peter Ragge, Mittwoch, 24.12.2014


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