Weihnachtsmann mit blauer Uniform

„MM-Aktion verschenkt Spielzeug an Kinder / THW hilft erstmals bei Verladeaktion

Beim Ausladen der Pakete

Immer wieder kommt der Moment, dass jemand die Tränen nicht zurückhalten kann. Dabei besucht uns eine Frau sogar in einer Pelzjacke. Aber was für eine! Völlig abgewetzt ist sie. „30 Jahre alt, aber meine andere Jacke ist ganz kaputt“, seufzt sie und die Augen werden rot: „Auch wenn ich weine, ich schäme mich meiner Tränen nicht“, betont sie dann aber, ehe sie die Tüten in die Hand nimmt, die Spielzeug für ihre Kinder enthalten. „Ohne das wäre ich, wären die Kinder an Weihnachten arm dran“, dankt sie dem „MM“-Hilfsverein.

Der lädt jedes Jahr zur vorgezogenen Bescherung: Eltern sehr kinderreicher Familien, besonders aber Alleinerziehende mit mehreren Kindern erhalten von Karstadt geliefertes, von dem Team des „MM“-Hilfsvereins ausgesuchtes Spielzeug. Beim Transport unterstützt uns in diesem Jahr erstmals das Technische Hilfswerk (THW). „Blaue Engel“ nennt man sie sonst wegen der Farbe ihrer Uniform – nun, diesmal trägt der Weihnachtsmann eben blau. Auch eine Weihnachtsfrau ist dabei: Yvonne Rettenmaier von der THW-Jugend packt kräftig mit an, ebenso Fahrer Kai Schlachter.

Kuschelige Plüschtiere schauen da aus den Tragetaschen heraus, in die Spiele, Knete, Farbstifte verpackt sind, mal ein Modellauto für Jungs, Puppen. Selten sieht man so dankbare Gesichter wie an den zwei Tagen, an denen die Mütter diese Tüten abholen. „Ich freue mich ja so, ich wüsste gar nicht, woher ich das Geld nehmen sollte, für die Kinder an Weihnachten etwas zu holen“, sagt eine allein erziehende Frau von acht Kindern. „Oh, super“, entfährtes einer anderen jungen Frau, die drei Kinder großzieht: „Die wünschen sich Playstation, Roller – das kann ich doch gar nicht.“ Aber so habe sie „wenigstens ein bisschen was.“ „Meine Zwei sind ja net anspruchsvoll, wollen gar keinen Computer oder so was, aber ich könnte es auch nicht“, sagt da eine Frau. „Mit Hartz IV geht gar nicht viel, wenn da die Winterjacke nicht mehr passt, ist es aus, dann fällt Weihnachten aus“, nimmt eine Alleinerziehende mit drei Jungs die Tüten mit einem strahlenden Gesichtsausdruck entgegen.

„Traurig, sehr, sehr traurig“ wäre Weihnachten ohne das Spielzeug, das sie vom „MM“-Hilfsverein erhält, sagt eine andere Frau. Ihre zweijährige Tochter ist noch klein, die hat sie an der Hand, die anderen drei gehen zur Schule. „Sie drängen immer, sie wollen auf den Weihnachtsmarkt, aber ich bekomme nur Hartz IV, ich kann kein Karussell zahlen, ich bin froh, dass es gerade mal so reicht“, sagt sie und bekommt nun auch feuchte Augen: „Danke an alle Menschen, die an uns denken“, presst sie noch ganz gerührt heraus, wendet sich dann traurig ab.

Anders die Frau in der Pelzjacke. Vor einem Jahr, da war sie auch noch mit tränenerstickter Stimme wieder weggelaufen. Diesmal aber will sie reden, will sie sich bedanken – und erzählen: „Der Vater der Kinder ist Spieler. Ich dachte, ich kann ihn auf den richtigen Weg bringen, wissen sie“, sagt sie. Nun ist sie mit drei Kindern allein, durch den Stress zudem chronisch krank. Dennoch ist es ihr wichtig, Danke zu sagen – und zu erzählen, dass sie 2007 doch hofft, arbeiten zu können. „Wissen Sie, die Hoffnung stirbt zuletzt, auch bei uns.“ Genau darum geht es auch „Wir wollen helfen“: Hoffnung geben, wo sonst keine mehr ist.

Mannheimer Morgen (Peter W. Ragge) 23.12.2006


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