Nach der Flutkatastrophe enorm gefordert

Sicherheit - Technisches Hilfswerk absolviert 2021 fünf Mal mehr ehrenamtliche Einsatzstunden als im Jahr zuvor – nicht nur im Ahrtal

„Schon heftig“ – mit diesen Worten bilanziert Nicole Dudziak, die Ortsbeauftragte des Technischen Hilfswerks (THW), das vergangene Jahr. Die rund 160 Mitglieder des Ortsverbands waren knapp 10 000 Stunden ehrenamtlich im Einsatz, davon allein 50 Leute in mehreren Schichten sechs Wochen lang nach der verheerenden Flut im Ahrtal.

„Im Vergleich zu 2020 mit nur 1800 Einsatz-Stunden ist das eine Steigerung um mehr als das Fünffache“, ergänzt Richard Mücke vom Ortsverband. Bundesweit stieg die Zahl der Einsatzstunden „nur“ um das Dreifache. Besonders stark waren die Mannheimer Mitglieder der ehrenamtlichen Einsatzorganisation des Bundes im Ahrtal gefordert. Zunächst war gleich am ersten Tag der Katastrophe die Fachgruppe Notversorgung und Notinstandsetzung des Ortsverbands alarmiert und nach Hermeskeil in Rheinland-Pfalz für erste Rettungs- und Aufräumungsarbeiten beordert worden.

Über Wochen hinweg bildete dann die Mannheimer Fachgruppe Logistik/Verpflegung gemeinsam mit weiteren Ortsverbänden die Basis für den sogenannten Bereitstellungsraum am Nürburgring – also das Zentrum, wo die eingesetzten Helfer aller Feuerwehren und Katastrophenschutzeinheiten sowie der Bundeswehr Mahlzeiten und Getränke erhielten, sich ausruhen und auf die nächsten Einsätze vorbereiten konnten.

Neue Helfer gewonnen

„In den Hochzeiten des Einsatzes wurden hier pro Mahlzeit knapp 5000 Essen ausgegeben“, so Mücke. THW-Ortsbeauftragte Nicole Dudziak gehörte zudem dem Einsatznachsorgeteam an, das rund um die Uhr Ansprechpartner für alle Helferinnen und Helfer war, damit sie die oft schlimmen Erlebnisse und Eindrücke besser verarbeiten konnten.

Aber auch in Mannheim selbst wurde das THW oft angefordert – etwa, als im Februar Teile einer Fassade in der Fressgasse auf die Straße stürzten, Ende August auf der Friesenheimer Insel bei der langwierigen Rettung eines Hundes aus einem großen Kaninchen- oder Fuchsbau sowie im September, als ein Kesselwagen mit einer explosiven, giftigen Chemikalie am Rangierbahnhof umstürzte. Ferner unterstützte das THW die Stadt bei der Landtags- und der Bundestagswahl beim Transport der Wahlurnen und die „MM“-Aktion „Wir wollen helfen“ beim Geschenketransport.

Trotz aller Einschränkungen, die es wegen der Corona-Pandemie für den Übungsbetrieb gibt, konnte das THW auf dem künftigen Gelände der Bundesgartenschau in der früheren Spinelli-Kaserne an einer zum Abriss vorbereiteten Halle trainieren, mit der Betonkettensäge Wände zu durchbrechen.

Und Zuwachs gab es auch: 21 neue Helferinnen und Helfer habe man laut Nicole Dudziak 2021 für das Ehrenamt begeistern können – nach acht im Vorjahr ein deutlicher Zuwachs, der viel höher liegt als der Bundesschnitt. Hinzu kommen sieben Minis (sechs bis neun Jahre) und drei neue Mitglieder der THW-Jugend (zehn bis 17). Auch neue, moderne Fahrzeuge gab es vom Bund – was die Helfer besonders motiviert: ein Bergungsräumgerät, sprich ein Radlader, und einen neuen Mannschaftstransportwagen. (Peter W. Ragge, Mannheimer Morgen)