Stromausfall mit Folgen

Rettungszentrum Mannheim-Friedrichsfeld erstmals mit Lilli-Gräber-Halle in Betrieb

Inbetriebnahme des Aggregats

Nach dem heftigen Stromausfall am Freitagabend war das Netz nach Aussagen des MVV-Sprechers Roland Kress gestern wieder „weitgehend stabil“ – von kleinen Problemen abgesehen.

Gestern Nachmittag kam es zu kurzzeitigen Störungen am Hauptbahnhof und in Neuostheim. Zudem hatte das Uniklinikum - als Folge des Stromausfalls am Freitag - einen Schaden im internen Netz erlitten. Eine der zwei defekten Mittelspannungsleitungen konnte aber gestern Abend repariert werden, so Kliniksprecher Dirk Schuhmann. In einigen Häusern des Klinikums lief noch den Samstag über die Notstromversorgung. Neue Patienten waren nur aufgenommen worden, wenn keine Operation oder eine Untersuchung per Computertomographie erforderlich war. Gegen 19 Uhr hat das Haus aber "seinen normalen Betrieb wieder aufgenommen", so Schuhmann: "Auch die beschädigten Kühlgeräte sind wieder einsatzbereit und laufen stabil."

Gestern um 7 Uhr hatte die MVV Energie gemeldet, es sei "im Laufe der Nacht gelungen, die Stromversorgung in allen Stadtteilen wieder sicherzustellen". Dann gab es aber doch noch einmal Schwankungen. Die ganze Nacht über reparierten Einsatzkräfte und Monteure des Energieunternehmens die schadhafte Kabelstrecke. Zuvor waren große Teile von Neckarau, Casterfeld, Lindenhof und Almenhof - insgesamt rund 50 000 Bürger - sowie einige Innenstadtquadrate ohne Strom, manchmal nur kurze Zeit, teilweise aber auch ab Nachmittag bis tief in die Nacht.

Die Ursache ist nach den Worten des MVV-Sprechers Kress noch unklar. Er bestätigte aber, dass ein Bagger in der vergangenen Woche bei Bauarbeiten ein 20-kV-Kabel beschädigt habe. Dadurch sei eine von drei Übertragungsphasen des Kabelstrangs ausgefallen. Die beiden anderen waren dann wohl, da durch die Hitze und viele zusätzliche Klimageräte sowie Ventilatoren der Verbrauch emporschnellte, überlastet. "Wir können den Einfluss der extremen Temperaturen der letzten Tage und die Austrocknung des Bodens noch nicht konkret beurteilen", sagt Kress dazu. Ein Einfluss sei "nicht auszuschließen", so der Sprecher, "entscheidend" hätten sich aber wohl die laufenden Reparaturarbeiten am Stromnetz in Neckarau ausgewirkt. Sicher feststellen könne man dies indes erst nächste Woche. Dann werde man sich auch mit Haftungsfragen auseinandersetzen, sagte er mit Blick auf zahlreiche Bürger sowie Supermärkte, deren Vorräte plötzlich nicht mehr gekühlt werden konnten und verdorben sind.

In der Nacht zum Samstag hatte sich die Situation vorübergehend zugespitzt. Da in Lindenhof, Almenhof, Niederfeld und Neckarau teilweise noch das Telefonnetz ausfiel, postierte die Freiwillige Feuerwehr an vier zentralen Standorten jeweils einen Mannschaftstransporter, damit Bürger dort hätten persönlich einen Notfall melden können - was aber nicht geschah. Bei der eigens geschalteten städtischen Hotline meldeten sich über 500 besorgte Bürger. In zwei Pflegeheimen der Diakonie in Neckarau, wo nur Taschenlampen zur Verfügung standen, brachte das Technische Hilfswerk Notstromaggregate in Stellung, in anderen Heimen kümmerte sich die Freiwillige Feuerwehr um die Notbeleuchtung. Aus steckengebliebenen Aufzügen musste die Feuerwehr Leute befreien.

Schwierig war die Situation am Diakonissenkrankenhaus, dessen eigener Notstromdiesel nicht ausreichte, alle Bereiche zu versorgen. Hierher fuhr die MVV ein großes Notstromaggregat. Ein Intensivpatient wurde, noch schnell mit Schmerzmitteln versehen, von zwei Ehrenamtlichen des Arbeiter-Samariter-Bundes mit einem Spezialfahrzeug ("Intensiv- und Verlegungsmobil") ins Klinikum gebracht. Insgesamt besetzten der ASB sieben, die Malteser drei Fahrzeuge, um Patienten aus Heimen oder Krankenhäusern zu verlegen. Das Rote Kreuz mobilisierte 38 Ehrenamtliche der Ortsvereine Seckenheim, Friedrichsfeld, Mannheim-Stadt und Nord, aber nicht alle wurden für Verlegungsfahrten und die Unterstützung des regulären Rettungsdienstes letztlich auch losgeschickt.

Die Lilli-Gräber-Halle Friedrichsfeld war von der Freiwilligen Feuerwehr Friedrichsfeld, dem Roten Kreuz und dem THW unter Federführung der Johanniter, die allein mit 32 Aktiven ihrer Schnelleinsatzeinheit anrückte, für Patienten gerichtet worden, die ein Sauerstoffgerät brauchen. Es war der erste echte Einsatz des vor vier Jahren eingeweihten, für solche Fälle mit eigenen Funkrufnamen "Florian Mannheim 33-100" versehenen Zentrums. Benötigt wurde es aber nicht. Erster Bürgermeister Christian Specht, der bis in die Nacht den Stab leitete, freute sich, dass alles glimpflich ausging: "Mit ist ein Zentnerstein vom Herz gefallen", denn Stromausfälle könnten schlimmere Folgen haben.

Sonntag, 05.07.2015, Mannheimer Morgen, Peter W. Ragge


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