Zusammen sind wir stärker: Nicht nur im Katastrophenfall sind die Feuerwehr und das THW ein gutes Team

Am 20. und 21. April 2020 wurde die Jugendherberge International Mannheim in einem gemeinsamen Einsatz der Freiweilligen Feuerwehr Neckarau, des THW Ortsverbandes Mannheim und der Berufsfeuerwehr für die Altenpflegeheime Mannheim GmbH ertüchtigt.

„Also legen wir los!“, ruft Mario König und die zweireihige Aufstellung der Freiwilligen Feuerwehr Neckarau und des THW Ortsverbandes Mannheim löst sich auf.

Wir befinden uns auf dem Gelände der Jugendherberge International Mannheim. Die Stadt Mannheim hat die Jugendherberge gemietet. Wo normalerweise Touristen, Reisende und Schulklassen als Gäste eine schöne Zeit verleben, können so zukünftig einer Quarantäne unterliegende Menschen diese in einem möglichst angenehmen Rahmen verbringen.

Im Rahmen von weiteren Vorbereitungen zur Bewältigung der COVID-19-Lage soll auf Beschluss von Verwaltungsspitze und Gemeinderat die Jugendherberge als Ausweichquartier für Personen, die einer Quarantäne unterliegen, jedoch keiner medizinisch-pflegerischen Behandlung bedürfen, hergerichtet werden. Durch die Verlegung solcher Personen in ein derartiges Ausweichquartier können klinische Ressourcen entlastet werden. Fallabhängig können altenpflegerische Maßnahmen für diesen Personenkreis erforderlich sein.

Doch bevor die ersten Bewohner, so werden die Personen in Quarantäne offiziell von Feuerwehr und THW bezeichnet, kommen können, muss die Jugendherberge unter pflegerischen Maßgaben hergerichtet werden.

Der Schutz der Einsatzkräfte steht auch hier an oberster Stelle. Daher werden alle Hygiene- und Abstandsregeln so weit wie möglich eingehalten. Absichtlich bleiben die Kräfte möglichst im Verbund Ihrer Kontaktgruppen tätig, weshalb nur in Ausnahmen Personen der Feuerwehr und des THW bei Aufgaben vermischt werden. Auch erhalten alle am Einsatz beteiligten Personen Community-Masken, also einen Mund- und Nasenschutz, der ständig zu tragen ist. Dafür wird eine sogenannte Marscherleichterung angeordnet, was bedeutet, dass die Helfer*innen nicht mit der Multifunktionsjacke oder gar Helm arbeiten müssen. Persönlicher Schutz wird daher nur bei entsprechenden Teilarbeiten angelegt.

Um 9 Uhr sind 39 ehrenamtliche Einsatzkräfte der Feuerwehr und des THW in insgesamt 9 Fahrzeugen vor Ort angekommen. Mario König, Einsatzleiter, umreißt die heutigen Aufgaben, die Planung und gibt die Regeln und Verhaltensweisen – vor allem auch hinsichtlich des Infektionsrisikos – bekannt.
Nach seinem „Also legen wir los!“ sammeln sich die Helfer der beiden Organisationen bei ihrem jeweiligen Ansprechpartner.

Zwei Stockwerke der Jugendherberge müssen ertüchtigt werden, wie es im Einsatzjargon heißt. Es werden kleine Trupps aus zwei bis vier Personen gebildet. Jeder Trupp erhält eine Aufgabe und arbeitet diese Zimmer für Zimmer ab. Insgesamt sind über 60 Zimmer vorzubereiten. Jedes der Zimmer soll am Ende eine von der Altenpflegeheime Mannheim GmbH festgelegte Ausstattung an Mobiliar und Einrichtungsgegenständen enthalten. Also räumen die Kräfte überflüssige Möbel, die von einer externen Firma im Vorfeld fachgerecht zerlegt wurden, in das Lager unterm Dach. Auch müssen über 120 Matratzen in sogenannte Incases verpackt werden - flüssigkeitsabweisende Schonbezüge.

Valerie Brunnett, Empfangsleitung der Herberge, freut sich „Es ist gut, dass mal wieder was los ist.“. Direkt neben ihrem Arbeitsplatz und am Haupteingang zur Jugendherberge wurde der Kommandoposten des Einsatzleiters aufgebaut. Dort herrscht in den kommenden zwei Tagen immer rege Betriebsamkeit, laufen hier doch alle Fäden des Einsatzes zusammen.

Die Versorgung mit warmem, frisch zubereitetem Mittagessen, Nachspeise, Heiß- und Kaltgetränken, Snacks, Süßigkeiten und Obst übernimmt wieder der Logistik-Verpflegungstrupp des THW. Heute gibt es zum Mittagessen duftendes Paprika-Sahne-Hühnchen mit Reis, knackigen Salat und frische Apfeltaschen. Fünf Kilogramm Blätterteig, unzählige Äpfel und weitere Zutaten wurden so bereits am Sonntag unter Anleitung einer gelernten Bäckerin in Köstlichkeiten verwandelt.

Die notwendigen Transportfahrten werden vom Kommandoposten im Erdgeschoss aus koordiniert. Kein Fahrzeug verlässt den Hof ohne einen sogenannten Fahrauftrag und Marschbefehl. Insgesamt stehen neun Fahrzeuge und entsprechende Kraftfahrer*innen zur Verfügung. Bis zum Ende des Einsatzes wird es über 60 einzelne Fahrten geben.

David Burkhardt, Zugtruppführer des THW, besetzt zusammen mit einem Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr und dem Einsatzleiter Mario König den Kommandoposten am Haupteingang der Jugendherberge. „Die direkte Kommunikation hier am Kommandoposten mit der Freiwilligen Feuerwehr funktioniert super und sehr vertrauensvoll.“, sagt er und betont, dass sich die Organisationen gegenseitig sehr gut ergänzen. Lächelnd ergänzt David: „Aufträge können organisationsübergreifend erteilt werden. Da gibt es keine Hemmschwellen.“.

Am Kommandoposten steht auch ein Erste-Hilfe-Rucksack bereit, mit dem der ausgebildete Sanitäter von der Feuerwehr sofort bei einem Unfall auf dem Gelände tätig werden könnte. Glücklicherweise kommt es zu keinen Unfällen.

Marina König, Truppführerin bei der Freiwilligen Feuerwehr und Studentin ist froh, endlich wieder etwas „sinnvolles“ tun zu können. „Die Dienste fehlen mir. Und durch diesen Einsatz habe ich das Gefühl, dass ich endlich wieder etwas Nützliches für die Gemeinschaft leisten kann.“.

Vielfach zeigen sich die ehrenamtlichen Einsatzkräfte erfreut darüber, ihre Kameradinnen und Kameraden wiederzusehen. Alle sind sich der besonderen Lage mit COVID-19 bewusst. Daher wird auch bei Pausen auf einen größtmöglichen Abstand untereinander geachtet.

Der Montag geht arbeitsam gegen 16:30 Uhr zu Ende. Die Fahrzeuge werden besetzt und steuern die jeweiligen Fahrzeughallen an. Um 17 Uhr ist dann für heute Schluss.

Der zweite Einsatztag beginnt am Dienstag um 9 Uhr an der Jugendherberge. Bereits eine viertel Stunde nach der Ansprache durch den Einsatzleiter packen die ehrenamtlichen Kräfte wieder kräftig zu und erledigen die restlichen Aufgaben.

Heute sind mehrere Transportfahrten von verschiedenen Pflegeheimen der Altenpflegeheime Mannheim GmbH notwendig. Sobald das Material ankommt, laden die Helfer*innen es vor Ort aus und bringen es in die Zimmer.

Um 10 Uhr kommt Karlheinz Gremm, Amtsleiter der Feuerwehr Mannheim, zum Einsatzort und informiert sich über den Stand. Am Nachmittag wendet er sich per E-Mail an die Einsatzkräfte vor Ort: „Heute konnte ich mich von der tatkräftigen und der soliden und professionellen Arbeit der Akteure vor Ort überzeugen. Mein Dank gilt allen Beteiligten für die hervorragende Zusammenarbeit und Hilfeleistung in diesen schweren Stunden.“.

Das Ehrenamt lässt sich nicht immer problemlos ins Leben integrieren. So ist das bei allen ehrenamtlich tätigen Truppfrauen und -männern der Freiwilligen Feuerwehr und den Helferinnen und Helfern des THW: jeder einzelne geht zur Schule, studiert, ist Angestellter oder Selbständiger. Angestellte können nur in den Einsatz, wenn sie freigestellt werden. Eigentlich ist eine Freistellung unter anderem für Einsätze gesetzlich vorgeschrieben, aber nicht alle Arbeitgeber können jederzeit auf ihre Mitarbeitenden verzichten.

Eine, die dieses Problem nur zu gut kennt, ist Dr.Damaris Duttig. Sie ist Truppführerin bei der Freiwilligen Feuerwehr, arbeitet als Assistenzärztin in der Anästhesie im Klinikum Ludwigshafen und hat zwei Kinder. „COVID-19 betrifft jeden. Kliniken, die Altenpflege, Einsatzkräfte aber auch jeden Menschen zu Hause.“. Deshalb kann ihrer Meinung nach auch jeder Mensch helfen, sei es durch Hilfe bei der Kinderbetreuung oder dadurch, Kontakte einzuschränken, um das Infektionsrisiko zu verringern.

„Nur wenn man sich gegenseitig den Rücken freihält, kann man sinnvoll die Kräfte verteilen. Wenn ich weiß, dass meine Kinder gut betreut sind, kann ich in der Klinik arbeiten. Ist die Versorgung in der Klinik sichergestellt, dann kann ich freigestellt werden, um mit der Freiwilligen Feuerwehr in den Einsatz zu gehen.“.

Um 12:30 Uhr liefert die Logistik Verpflegung des THW das Mittagessen an. Kurz darauf wird ein köstliches Nudelgericht, Salat und als Nachspeise Apfel-Crumble ausgegeben. Das kommt gut an.
Mario Wille von der Freiwilligen Feuerwehr fasst zusammen: „Auf die Verpflegung vom THW ist immer Verlass. Gut gestärkt konnten wir mal wieder zeigen, wozu das Ehrenamt in der Lage ist. Schön, dass das THW und die Feuerwehr im Einsatzfall eine so starke Gemeinschaft bilden!“

Gegen 16 Uhr sind alle Aufgaben erledigt, alle benötigten Zimmerausstattungen vor Ort. Es wird eine Abschlussrunde gebildet. Mario König, der Einsatzleiter, bedankt sich bei Truppmännern und -frauen und bei den Helferinnen und Helfern.

Anastasia Schweibert, die Zentrale Praxisanleiterin der Altenpflegeheime Mannheim GmbH, zeigt sich sehr zufrieden mit der geleisteten Arbeit: „Der Umbau einer Jugendherberge in eine Pflegeeinrichtung ist eine logistische Herausforderung, die von allen Beteiligten viel abverlangt. Das Technische Hilfswerk und die Feuerwehr Mannheim haben durch vorbildliche Arbeit und Organisation maßgeblich dazu beigetragen, dass die Einrichtung innerhalb von wenigen Tagen eingerichtet wurde und durch die APH Mannheim GmbH bezogen werden kann. Das Ergebnis zeigt, dass durch die hervorragende Arbeit aller Beteiligten die Versorgung von Menschen in Krisensituation sichergestellt wird.“.

Nach den jeweiligen Abschlussbesprechungen setzen sich die Ehrenamtlichen noch – mit entsprechend großem Abstand, zusammen und trinken zusammen einen Radler oder eine Cola. Alle sind müde und man sieht Ihnen die intensive körperliche Arbeit an. Jeder freut sich nun darauf, nach Hause zu seinen Familien zu kommen und in den wohlverdienten Feierabend zu gehen.


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